In der Pandemie-Zeit sind viele Tagebücher und Journale entstanden. In loser Folge widmet sich der Blog verschiedenen Formen diaristischen Schreibens in der Pandemie, um eine Sammlung unterschiedlicher Merkmale dieser besonderen Form gegenwartbezogenen Schreibens zusammenzutragen. Die Autor:innen treten in unterschiedlicher Weise als Chronist:innen der zeitgeschichtlichen Zäsuren auf. Gemeinsam ist ihnen, dass sie den diaristischen Rhythmus des (All-)Täglichen nutzen, um die Pandemie-Zeit zu vergegenwärtigen und zu deuten.
76 Tage war Wuhan abgeriegelt, eine ganze Stadt in Quarantäne, noch bevor in Deutschland überhaupt der pandemische Ernst der Lage erkannt wurde. Die Wuhaner Schriftstellerin Fang Fang beginnt instantan ein digitales Tagebuch, in dem sie über die Erfahrung des Eingeschlossenseins und die Desinformationskampagnen der Regierung, aber auch über Nachbarschaftshilfe und die Solidarität unter den Menschen berichtet. Immer wieder werden ihre kritischen Blogs von den Behörden gelöscht, gegen diese Zensur schreibt sie täglich an, wechselt zwischen den digitalen Plattformen, um kurzzeitig eine kritische Gegenöffentlichkeit zu etablieren. Allmählich entsteht daraus die Idee einer Tagebuchsammlung.
Pandemisches Erfahrungsarchiv
Die Bilder aus Wuhan von menschenleeren Straßenzügen, die heimlichen Aufnahmen aus den überfüllten Krankenhäusern und die mutigen Videobotschaften des Arztes und Whistleblowers Li Wenliang sind bereits in das kollektive Bildgedächtnis der Pandemie-Zeit eingegangen. Die Schriftstellerin Fang Fang erlebt die Quarantäne allein in ihrer Wuhaner Wohnung, ihr Tagebuch gewährt eine Inneneinsicht in den Pandemiealltag, während in Deutschland noch die Karnevalsvorbereitungen auf Hochtouren laufen. Diese Asynchronizität zwischen lokaler Ereignisdynamik und globaler Reaktionsverzögerung ist mehrmals Gegenstand der Aufzeichnungen. Der Blog erscheint bereits 2020 als Wuhan Diary. Tagebuch aus einer gesperrten Stadt in deutscher Übersetzung. Die Ausgabe ist mit zahlreichen Fußnoten und einer ‚Chronik der Ereignisse‘ im Anhang versehen, beides einschlägige Kontextualisierungsverfahren für ein bereits historisch gewordenes Zeitdokument. Das Vorwort indes artikuliert einen dezidiert gegenwartsbezogenen Nutzen.
Auch die deutsche Ausgabe des Buches wird demnächst erscheinen. Während ich das schreibe, ist die Epidemie in Wuhan beendet, aber viele Deutsche kämpfen noch mit dem Virus. Ich habe die Hoffnung, dass dieses Buch ihnen ein paar nützliche Dinge vermittelt. Zum Beispiel unsere Erfahrungen: möglichst das Haus nicht verlassen; sich möglichst wenig mit anderen Leuten treffen; wenn man ausgehen muss, unbedingt eine Schutzmaske tragen; wenn man zurückkehrt, sich sofort die Hände zu waschen. Diese Verhaltensweisen haben sich außerordentlich bewährt. i
Das Tagebuch wird als ein Archiv von Erfahrungen beworben, als Wissensspeicher und Ratgeber für wirksame Verhaltensweisen, als Dokument von Irrtümern, die nicht wiederholt werden müssten. Damit beanspruchen die Aufzeichnungen, die ihren ursprünglichen Blog-Kontext hinter sich gelassen haben, am zeitgeschichtlichen Übergang von lokaler Epidemie zu globaler Pandemie einen Gebrauchswert, der durch das diaristische Medium, den Rhythmus der tagtäglichen Zusammentragung von Erfahrungen generiert wurde. Der Erfahrungsschatz wurde nicht überall gehoben, wie in Carolin Emcke Pandemie-Tagebuch nachzulesen ist, dort bedauert die Autorin die verlorene, ungenutzte Zeit der präventiven Maßnahmen.
Fang Fangs Blog entwickelt sich rasant zu einem täglich auf der ganzen Welt millionenfach gelesenen Augenzeugenbericht, nicht zuletzt, weil die offiziellen Staatsnachrichten und Lageberichte wenig glaubwürdig erscheinen. Die Tagebucheinträge berichten von einer Zeit, in der weltweit überwiegend von einer lokalen Epidemie ausgegangen wurde, gleichzeitig prägten Gerüchte, Spekulationen und Mutmaßungen, Fehleinschätzungen und bewusst gestreute Falschmeldung das Bild der Wuhaner Ereignisse. Gegen die staatlichen Vertuschungsstrategien und Desinformationskampangen veröffentlicht Fang Fang im Netz ihre täglichen Beobachtungen über verheimlichte Transporte von Leichen, das plötzliche Verschwinden von Nachbarn, berichtet aber auch davon, wie Nachbarn sich gegenseitig mit Lebensmittel versorgen, Trost spenden und bei der Suche nach Angehörigen helfen. Die täglichen Blogposts beanspruchen keine umfassende Analyse der Ereignisse, stattdessen reflektiert die Autorin mehrmals die Diskrepanz zwischen dem ihr zugänglichen kleinen Ausschnitt und dem Ganzen des pandemischen Ausnahmezustands. Aus der unmittelbaren Zeugenschaft leitet sie ihren Schreibauftrag ab.
Ich dagegen bin ein schreibender Eine-Frau-Betrieb, ich habe nur einen engen Gesichtskreis. Ich konzentriere mich auf das, was ich erlebe und erfahre, für mich zählen die kleinen Dinge, die unmittelbar neben mir passieren, und alle die konkreten Probleme. Deshalb kann ich nur ein paar triviale Dinge dokumentieren, über Dinge schreiben, die ich unmittelbar empfinde und denke, um so das Andenken an einen bestimmten Moment in Lauf unseres Lebens zu bewahren. ii
An anderen Stellen wiederum übt sich die Autorin in historischen Kontextualisierungen der Geschehnisse. So montiert sie zwischen zwei Einträgen Tagebuchaufzeichnungen aus der Zeit vor der Abrieglung der Stadt. Dieses Tagebuch im Tagebuch lenkt den Blick auf die unmittelbare Vorgeschichte und wirft die historiographische Frage auf, ob sich mitten im tagesaktuellen Geschehen bereits Kausalzusammenhänge zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem herstellen lassen. Die Erfahrung der häuslichen Isolation, Ängste, Einsamkeit, allgegenwärtige Trauer um Verstorbene versucht sie durch historische Vergleiche einzuordnen und deutbar zu machen, etwa durch die Erinnerung an den Umgang mit der SARS-Pandemie 2002/03, muss aber die Unzulänglichkeit solcher Vergleiche feststellen. Besonders prägend ist der mehrfach beschriebene Verlust von Zeit- und Raumorientierung.
Das Wetter wechselt zwischen trüb und klar. Heute ist Sonntag. Das größte Problem des ewigen Stubenhockens ist, dass man das Datum und die Wochentage vergisst. Wann wird man wieder ins Freie gehen können? Wann wird die Stadt wieder geöffnet? Das sind die Fragen, die uns beschäftigen. […] Wir werden es schaffen, daran zweifelt niemand in Wuhan. Nur, wann genau können wir wieder ins Freie, wann genau wird die Stadt geöffnet? Jeder sucht auf seinen Kanälen nach Antworten. iii
Das Tagebuch ist ein Dokument der Erfahrung mit einem heterogenen Zeitgefüge, in dem sich der pandemische Ausnahmezustand abspielt, zwischen Eindrücken der Zeitraffungen oder -verdichtungen, Verzögerungen und Verlangsamungen, in der Spannung von alltäglichen Routinen und virologischen Ereignisbeschleunigungen. Der Rhythmus des täglichen Schreibens, der eine Reorientierung ermöglicht und das Nachdenken über Zeit anregt, ist von Beginn an vom Ende des Ausnahmezustands bestimmt, denn mit der Öffnung der Stadt sollen auch die Aufzeichnungen enden. Die Aufzeichnungen folgen daher keiner Dramaturgie, generieren keine übergeordnete Erzählstruktur, sondern bleiben episodenhaft, jeder Eintrag könnte der letzte sein, ihre Serialität ist von dem Warten und der Hoffnung auf den immer wieder angekündigten, verschobenen, hinausgezögerten Moment des Endes der Abrieglung der Stadt bestimmt. In der Zwischenzeit entsteht aus vielen Mosaiksteinchen sukzessive ein medizinisches, politische und soziales Wissen über die Pandemie, das Fang Fang sammelt und über ihren Blog öffentlich zugänglich macht, was sie mehrmals in den Fokus der staatlichen Zensurbehörden bringt.
Die Diaristin als Multiplikatorin
Die Autorin publiziert ihre täglichen Beobachtungen zunächst auf Weibo, dem größten chinesischen Blog-Dienstleister. Da die Zensurbehörde ihre Blogs häufig löschen lässt, muss sie mehrmals die Blog-Plattformen wechseln. Um die Löschung der Einträge zumindest hinauszuzögern, beschleunigt die Autorin ihren diaristischen Schreibstil, auf die eiligen Zensureingriffe reagiert sie mit umso prompteren Berichten.
Ach ja, übrigens wurde gestern einer meiner Blog-Einträge gesperrt, er hatte eine längere Lebensdauer, als ich erwartet hätte. Wider Erwarten wurde er von vielen Menschen geteilt. Mir gefällt das direkte Schreiben im engen Rahmen eines Blogs, dort kann ich ungeniert drauflos tippen (genau dieses Gefühl von Unbekümmertheit ist es, was ich anstrebe), schreiben, was und wie es mir gerade einfällt. Ich gebe mir keine sonderliche Mühe mit Korrekturen, es wimmelt deshalb von Rechtschreibfehlern. (Ich schäme mich dafür und entschuldige mich bei der Abteilung für chinesische Sprache und Literatur der Wuhan-Universität). iv
Die hektische Abfolge von individuellem Posting, Löschung, hundertfachen Re-Postings führt die janusköpfige Bedeutung der Medien vor Augen. Während die Regierung Aufzeichnungstechniken und soziale Medien zur Überwachung und Kontrolle nutzen, setzen Diarist:innen wie Fang Fang auf die unkontrollierbare Zirkulation von Informationen und Wissen durch copy and paste, das die Autorin in ihr Schreiben einzukalkulieren beginnt. Die unregulierte Informationsstreuung dient der Aufklärung über den Coronavirus, die kollektiven Verbreitungsstrategien machen sich wiederum eine der Ansteckung mit einem Virus ähnlichen Übertragungsdynamik zunutze. Die möglichst breite Streuung von Augenzeugenberichten, Erkenntnissen von Ärzten, Lageberichten aus Krankenhäusern wird dann auch zunehmend zu einem zentralen Bestandteil der Tagebucheinträge, mitunter bestehen sie fast ausschließlich aus der wörtlichen Wiedergabe solcher Informationen. Der chronistische Anspruch, täglich aufzuzeichnen, was sich abspielt, überschreitet hier den individuellen Augenzeugenbericht, subjektive Erlebnisberichte treten hinter die Funktion der Diaristin als Multiplikatorin von Wissen zurück, das Tagebuch wird aufgrund der großen Anzahl an Leser:innen zu einem wichtigen Relais einer digitalen Gegenöffentlichkeit. Ihre Auswahlkriterien, das betont sie nachdrücklich, basieren nicht auf einer wissenschaftlichen Expertise, sondern auf Vertrauen und Intuition, sie stellt Dokumente zur Verfügung, damit sie zum Gegenstand eines kritischen Diskurses werden können.
Mehrmals versuchen verdeckt agierende Blogger Fang Fang zu diskreditierten, ihre Integrität als Zeitzeugin in Frage zu stellen, indem sie Gerüchte darüber streuen, dass die Autorin die Quarantäneregeln missachte oder indem sie Blogs in ihrem Namen schreiben. Die Autorin versucht in einen Dialog mit den Zensurbehörden zu treten, spricht sie auf ihrem Blog direkt an und gibt zugleich einen Hinweis darauf, welche wichtige Rolle das Tagebuchschreiben in den 76 Tagen der Einsperrung nicht nur für sie hat.
Liebe Netzzensoren, gewisse Dinge auszusprechen müsst ihr den Wuhanern gestatten. Das schafft ihnen etwas Erleichterung. Wir sind nun mehr als zehn Tage von der Außenwelt abgeschnitten, wir haben so viele menschliche Tragödien mit ansehen müssen. Wollt ihr ernsthaft, dass wir alle durchdrehen, weil ihr uns verbietet, unseren Kummer loszuwerden, indem ihr jeden Ausdruck von Unzufriedenheit und jede Reflexion unterdrückt? Lassen wirʼs. Durchdrehen löst keine Probleme, was kümmert es sie, wenn wir krepieren. Kein Wort mehr darüber. v
Wer wird die Geschichte schreiben?
„Wer Chronik sagt“, so schreibt der französische Philosoph Jacques Rancière, „sagt Herrschaft: nicht die Regierungszeit eines Königs, sondern eine Zeiteinteilung und die Eingrenzung eines Territoriums, eine gewissen Konfiguration dessen, was passiert, ein Modus der Wahrnehmung dessen, was bemerkenswert ist […].“ vi In Chroniken als Instrument von Herrschaft über Zeitgeschichte, so legt Rancière nahe, werden auf der Grundlage von Zeitmodellierungen Entscheidungen darüber getroffen, was sichtbar wird, sagbar ist, auch späterhin wahrnehmbar und deutbar bleibt, also: auf welcher Grundlage Geschichte geschrieben wird. Die chinesische Regierung versucht durch die rigide Zensur die Deutungshoheit über die Geschehnisse, die Kontrolle über den Stadtraum und die Quarantänezeit zu behalten. Chronistische Texte können aber auch wie im Falle von Fang Fangs Wuhan Diary genau diese Herrschaftsformen dokumentieren, angetrieben von einer bereits während der Ereignisdokumentation einsetzenden Sorge um das zukünftig Verdrängte und dem Anspruch, das Verhältnis von Tätern und Opfern wachzuhalten.
Ich hoffe nur, dass wir sie nicht vergessen, all die unbekannten Menschen, all die unnötig Gestorbenen, all die traurigen Tage und Nächte. Dass wir die Ursachen im Gedächtnis behalten, die dafür verantwortlich sind, warum sie an diesem eigentlich so frohen Neujahrsfest ihr Leben lassen mussten. Solange wir unser bescheidenes Leben fortsetzen, sind wir verpflichtet, Gerechtigkeit für sie einzufordern, Wir müssen all die Pflichtvergessenen, Untätigen und Verantwortungslosen ausfindig machen und ausnahmslos zur Rechenschaft ziehen, egal welche Position sie innehaben. Das ist die einzige Möglichkeit, vor den Menschen, die in Leichensäcken abtransportiert werden, bestehen zu können. vii
Ob Politiker oder Wissenschaftler, wir müssen die Wahrheit finden, indem wir Detail um Detail zusammenfügen. So eine Katastrophe kann nicht einfach damit enden, dass ein paar Leute suspendiert werden. Die Bürger von Wuhan werden keinem der Haupttäter verzeihen und auch nicht deren Komplizen. viii
Die Autorin betont nachdrücklich den Unterschied zwischen ihren literarischen Werken und der Funktion des Blogs als unmittelbarer Erfahrungsbericht, zeitgeschichtliches Dokument, Schaltstelle für Informations- und Wissensaustausch. Die Intention des Blog-Schreibens allerdings sei dem literarischen Schreiben gar nicht so unähnlich, denn es liege beiden Tätigkeiten ein schriftstellerisches Ethos zugrunde, das sich durch eine ‚Geschichte von unten‘ begründe.
Bei früheren Gesprächen über Gedanken und Empfindungen beim Schreiben von Romanen habe ich gesagt, dass Romane oft Hilfe und Ermutigung für die an den Rand Gedrängten, Alleingelassenen und Einsamen sind. Romane können diesen Menschen die Hand reichen und sie begleiten, sie sogar wieder aufrichten. Romane bringen eine besondere Art von Menschlichkeit und Anteilnahme zum Ausdruck. Manchmal schützen sie wie eine alte Mutterhenne Menschen oder Ereignisse, die von der Geschichte aussortiert werden, Schicksale, die von der voranschreitenden Gesellschaft links liegen gelassen werden. ix
Zorn über den Umgang mit den Alleingelassenen und der Antrieb, eine der offiziellen Berichterstattung entgegengesetzte Geschichte der Ereignisse im täglichen Bericht mitzuschreiben, speisen sich vor allem durch ein Foto, das die Autorin zugesendet bekommt. Darauf ist ein Haufen von Smartphones zu sehen, auf dem Boden eines Bestattungsinstitutes, das letzte Zeugnis ihrer bereits zu Asche gewordenen Besitzer. Die Autorin kommt auf das Bild wenige Tage zurück und berichtet, dass die Smartphones den Angehörigen übergeben werden sollen, als Andenken an Menschen, von denen sie sich nicht mehr verabschieden konnten. Falls keine Angehörigen aufzufinden sind, sollen die Geräte als historische Zeugnis aufbewahrt werden. Es könnte die Geschichte dieser übrig geblieben Smartphones sein, die die Autorin dazu veranlasst über eine Sammlung von Tagebüchern nachzudenken.
Als ich mein Tagebuch begann, habe ich nie mit so vielen Lesern gerechnet, ich habe nur für mich aufgezeichnet. […] ich weiß, dass in Wuhan viele Leute derartige Tagebücher schreiben, darunter auch Schriftsteller und Dichter. Allerdings unterscheiden wir uns in der Art unserer Tagebücher, wir notieren unterschiedliche Dinge. Jede dieser Aufzeichnungen ist wertvoll. Bei früheren Gesprächen über Romane habe ich gesagt, dass Literatur zwar eine individuelle Form des Ausdrucks sei, wenn man aber die unzähligen individuellen Ausdrucksformen sammle, ergebe sich daraus so etwas wie der Ausdruck einer Nation; sammle man unzählige nationale Ausdrucksformen, so erhalte man die Ausdrucksform einer ganzen Epoche. Nach der gleichen Logik sagt ein individuelles Tagebuch wenig aus, noch weniger bildet es das Ganze ab. Wenn man jedoch die Tagebücher unzähliger Leute zusammenstellt, erhält man eine ziemlich wahrheitsgetreue Dokumentation aller Koordinaten und Prozesse. x
Die Idee der Sammlung dieser vielen kleinen Mosaiksteinchen, Zeugnisse unterschiedlicher Erlebnisse mit der zeitgeschichtlichen Zäsur setzt Fang Fang später dann auch in die Tat um. Sie schlägt die Gründung von Schreibgruppen vor, damit möglichst viele Menschen die Gelegenheit bekommen, ihren Gefühlen und Erfahrungen Ausdruck zu verleihen. Indem die Autorin bereits andere Tagbücher in ihrem eigenen zitiert, wachsen die diaristischen Aufzeichnungen aus ihrem individuellen Gesichtskreis hinaus in Richtung einer kollektiven Erinnerungsarbeit.
i Fang Fang: Wuhan Diary. Tagebuch aus einer gesperrten Stadt. Hamburg 2020, S. 13.
ii Ebd., S. 113.
iii Ebd., S. 186.
iv Ebd., S. 34.
v Ebd., S. 73.
vi Jacques Rancière: Vorwort. In: Ders.: Chronik der Konsensgesellschaft. Wien 2011, S. 11-15, hier: S. 11.
vii Fang Fang, Wuhan Diary, S. 49.
viii Ebd., S. 173
ix Ebd., S. 113f.
x Ebd., S. 203.