Jährliche Archive: 2023

15 Beiträge

Poetik der Ruinen

Im belagerten Sarajevo entstehen 1992-1993 Notizen, die ihren Autor, Dževad Karahasan, über Nacht internationale literarische Bekanntheit verschaffen sollten. Der als Dnevnik selidbe 1993 zunächst in Zagreb und kurz darauf deutscher Übersetzung als Tagebuch der Aussiedlung veröffentlichete Essayband erzählt vom Alltag und der inneren Welt des Autors im ersten Kriegsjahr. Im […]

Laufende Leiden

Auf Uve Schmidt (1939-2021) treffen literaturhistorisch interessierte Leser:innen häufig im erweiterten Dunstkreis früher deutscher Poptexte. Der Autor fungierte als „Ideenlieferant“ für den MÄRZ Verlag, veröffentlichte Lyrik und Prosa, edierte verschiedene Erotika und war schließlich als Online-Kolumnist tätig. Zu seinen bekannteren und erfolgreicheren Werken gehören Ende einer Ehe und die Fortsetzung […]

Komposition aus Tagebüchern

Die Verborgene Chronik ist eine literarische Montage von Lisbeth Exner und Herbert Kapfer, die hundertzwanzig Tagebücher aus der Zeit des Ersten Weltkriegs collagiert zu einer chronistisch strukturierten, multiperspektivischen, ständig Schauplätze wechselnden Erzählung.

Chroniken des Augenblicks

Migration, Fremdheit und die Suche nach einer neuen Heimat waren die Grundthemen der Schriftstellerin und bildenden Künstlerin Erica Pedretti. 1930 in Šternberk (Nordmähren) geboren, emigrierte sie mit 15 Jahren in die Schweiz. Besonders ab 1970 verarbeitete sie literarisch, in Zeichnungen, Objekten und Installationen ihre Flucht. Ab 2000 erprobte sie zudem […]

Philologischer Rohstoff

Als Lingua Tertii Imperii – die „Sprache des Dritten Reiches“, betitelte Victor Klemperer seine 1947 unter einigen Publikationsschwierigkeiten erschienene Studie zu Sprache und Leben im Nationalsozialismus. Die Untersuchung vereint Tagebucheintragungen des persönlich Betroffenen mit linguistischer Forschung und reflektiert dabei immer wieder die Umstände der eigenen Genese. In einem einzigen Werk […]

Als Chronik lesen …

Chronistik ist ein Blog des DFG-Projektes Literarische Chronistik. Elemente einer Schreibweise der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Er widmet sich den unterschiedlichen literarischen, medialen, popkulturellen, trivialen und alltäglichen Rückgriffen auf Chronistik. Der Blog wird fortlaufend Blogbeiträge veröffentlichen, die eine Sammlung der verschiedenen Einsatz- und Gebrauchsformen zusammentragen. Er dient keinem gattungsgeschichtlichen […]

Alltag und Schicksal

Schnitzlers 1928 erschienener Roman geht auf eine bereits 1892 veröffentlichte psychologische Novelle „Der Sohn. Aus den Papieren eines Arztes“ zurück. Seit Anfang der zwanziger Jahre nimmt er diese Idee wieder auf und arbeitet, so brieflich gegenüber Hofmannsthal, an einem „Roman (der richtiger eine Chronik zu nennen sein wird)“. Die Rezeption […]

Tage der Welt

Annie Ernaux’ 2008 erschienener Text Les années wird auf dem Cover als „autobiographie collective“ bezeichnet: Erzählt wird in dritter Person die Geschichte einer Frau beginnend mit der Kindheit in der Provinz der Nachkriegszeit über die sich durchsetzende moderne liberale Konsumgesellschaft und den eigenen sozialen Aufstieg bis in die Gegenwart und […]

Zellenblock und Bürgerhaus

Von 1971 bis 1984 veröffentlicht Walter Kempowski eine Reihe von sechs Romanen und drei Interviewbänden unter dem Titel „Deutsche Chronik“. Mit deutlich autobiographischen Zügen wird dabei die Geschichte der Familie Kempowski in mehreren Generationen erzählt: Wie seine Eltern sich in am Anfang des Jahrhunderts kennenlernen und im Krieg verloben, wie […]

Subkultur in Episoden

Hubert Fichte, ein „Chronist der Hamburger Subkultur“ (Rieger), widmet sich Ende der 60er Jahre literarischen Themen, die bei Zeitgenossen buchstäblich „unter“ dem Radar liefen. Mit „ethnopoetischem“ Blick sucht der heute oft vergessene Autor die Grenzen zwischen Selbst- und Fremdbeschreibung auszuloten. Dabei prägt die Zeit als Phänomen und Gegenwart das Werk […]