Chronistik ist ein Blog des DFG-Projektes Literarische Chronistik. Elemente einer Schreibweise der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Er widmet sich den unterschiedlichen literarischen, medialen, popkulturellen, trivialen und alltäglichen Rückgriffen auf Chronistik. Der Blog wird fortlaufend Blogbeiträge veröffentlichen, die eine Sammlung der verschiedenen Einsatz- und Gebrauchsformen zusammentragen. Er dient keinem gattungsgeschichtlichen […]
Monatliche Archive: Februar 2023
Schnitzlers 1928 erschienener Roman geht auf eine bereits 1892 veröffentlichte psychologische Novelle „Der Sohn. Aus den Papieren eines Arztes“ zurück. Seit Anfang der zwanziger Jahre nimmt er diese Idee wieder auf und arbeitet, so brieflich gegenüber Hofmannsthal, an einem „Roman (der richtiger eine Chronik zu nennen sein wird)“. Die Rezeption […]
Annie Ernaux’ 2008 erschienener Text Les années wird auf dem Cover als „autobiographie collective“ bezeichnet: Erzählt wird in dritter Person die Geschichte einer Frau beginnend mit der Kindheit in der Provinz der Nachkriegszeit über die sich durchsetzende moderne liberale Konsumgesellschaft und den eigenen sozialen Aufstieg bis in die Gegenwart und […]
Von 1971 bis 1984 veröffentlicht Walter Kempowski eine Reihe von sechs Romanen und drei Interviewbänden unter dem Titel „Deutsche Chronik“. Mit deutlich autobiographischen Zügen wird dabei die Geschichte der Familie Kempowski in mehreren Generationen erzählt: Wie seine Eltern sich in am Anfang des Jahrhunderts kennenlernen und im Krieg verloben, wie […]
Hubert Fichte, ein „Chronist der Hamburger Subkultur“ (Rieger), widmet sich Ende der 60er Jahre literarischen Themen, die bei Zeitgenossen buchstäblich „unter“ dem Radar liefen. Mit „ethnopoetischem“ Blick sucht der heute oft vergessene Autor die Grenzen zwischen Selbst- und Fremdbeschreibung auszuloten. Dabei prägt die Zeit als Phänomen und Gegenwart das Werk […]
Biographien erzählen die vielfältigen Stationen und Stadien eines Lebens, Chroniken sammeln sie. Wo die eine Schreibweise sinnhaft Zusammenhänge stiftet, präsentiert die andere einen neutral erscheinenden Wissensspeicher. Mitunter ist die Entscheidung für eine Form der Darstellung also auch eine Frage der intendierten Perspektive. Wie soll ein (meist fremdes) Leben zur Anschauung […]
Martin Grossʼ Buch Das letzte Jahr. Aufzeichnungen aus einem ungültigen Land ist buchstäblich eine literarische Entdeckung: Erstmals 1992 erschienen, hat der Verlag Spector Books mehr als ein Jahr nach dem Autor gesucht, um das Buch in einer Neuauflage (2020) wieder zugänglich zu machen. An Alltagsszenen, kleinen Details und zufälligen Beobachtungen […]
Fussballchroniken dienen häufig rein kommerziellen Zwecken und ähneln sich meist in ihrer Ausgestaltung und ihrem Stil, sie glorifizieren Spieler und erzählen Heldengeschichten. Nicht selten wird in ihnen aber auch eine Geschichte ihrer Gegenwart mitgeschrieben, in kleinen Detailbeobachtungen oder beiläufigen Bemerkungen. Vereinzelt thematisieren solche Chroniken sogar sich selbst und ihre medialen […]
In der Pandemie-Zeit sind viele Tagebücher und Journale entstanden. In loser Folge widmet sich der Blog verschiedenen Formen diaristischen Schreibens in der Pandemie, um eine Sammlung unterschiedlicher Merkmale dieser besonderen Form gegenwartbezogenen Schreibens zusammenzutragen. Die Autor:innen treten in unterschiedlicher Weise als Chronist:innen der zeitgeschichtlichen Zäsuren auf. Gemeinsam ist ihnen, dass […]
Wer in die Suchmaske einer der großen Online-Buchhandlungen ‚COVID-19-Pandemie‘ eingibt, wird mit einem unübersichtlichen Angebot unterschiedlichster Texte konfrontiert: Von (medizin-)wissenschaftlichen Arbeiten über politische Analysen, soziologische Zeitdiagnostiken und historische Einordnungsversuche bis hin zu diversen (pseudowissenschaftlichen) Ratgebern oder Verschwörungstheorien. Daneben sind auch literarische Versuche entstanden, den medizinischen, geschäftlichen, politischen, kulturellen Ausnahmezustand zu […]